Es
waren einmal zwei Wanderer, die auf ihrer Reise eines Tages im Reich
der Frösche landeten. Sie waren sehr müde und abgeschlagen, denn
ihr Weg führte sie über die höchsten Berge und durch die tiefsten
Gewässer, sodass sie beschlossen, in diesem sonderbaren Land eine
Pause einzulegen. Viele Menschen warnten sie vor diesem Reich,
denn es hieß, dass der König dort ein Magier und nicht bei Sinnen
sei und alle Menschen in Frösche verwandelte, sobald sie ihm zu nahe
kamen. Aber die Müdigkeit und der Wunsch nach einer Rast waren größer als die Furcht der beiden und so kam es, dass sie das Tor
ins Reich der Frösche trotz aller Warnungen passierten.
Der
jüngere der beiden erschrak, als er das Meer von Fröschen zum
ersten Mal vor sich sah. Der gesamte Boden war von diesen grünen
Kreaturen bedeckt und weit und breit war keine einzige menschliche
Seele zu sehen. Er schloss die Augen und am liebsten hätte er
sich umgedreht und wäre wieder gegangen, doch sein Gefährte bat
ihn, wenigstens eine Nacht hier zu verbringen, damit sie sich beide
ausruhen könnten. Und so suchten sie nach einer geeigneten
Stelle, um ihr Lager aufzuschlagen.
Als sie sich endlich
niederlegen konnten, war an Schlaf nicht zu denken. Sie konnten kein
Auge zumachen, denn die nächtliche Stille wurde durch ein
andauerndes Quaken der vielen, viele Frösche durchbrochen. Der
junge Wanderer wurde immer wütender und schrie in seiner Wut die
Frösche an. Doch das half nichts, die Frösche setzten ihr Quaken
fort. Je später es wurde, desto verzweifelter wurde der junge
Wanderer und brach sogar in Tränen aus. Er war müde, er wollte
schlafen, doch die Frösche nahmen keine Rücksicht auf ihn. Er
versuchte sie zu verscheuchen, trat nach ihnen und warf Steine auf
sie, doch dadurch quakten sie nur noch lauter. Ihm kam es so vor, als
ob es immer mehr und mehr Frösche wurden und so bekam er große
Angst. An Schlaf war nach wie vor nicht zu denken und mit jedem Quak
wurde sein Zustand schlimmer.
Der Ältere der beiden lag
hingegen auf dem Boden und beobachtete die Frösche ganz genau. Er
besah jeden einzelnen Frosch und entdeckte die feinen Unterschiede
zwischen ihnen. Die einen waren größer als die anderen, manche
waren laubgrün, manche hatten ein sattes, dunkles Grün, selbst ihre
Stimmen waren unterschiedlich, wenn man genau hinhörte. Als der
ältere der beiden Wanderer vorsichtig einen der Frösche in seine
Hand nahm, um ihn über sein kleines Köpfchen zu streicheln, fühlte
er eine tiefe Verbundenheit zu diesem Tier - so tief, dass er um sich
herum nichts mehr wahrnahm.
In dieser Symbiose bekam der
Wanderer gar nicht mit, was mit seinem Gefährten passierte. Während
dieser schrie und weinte und noch immer verzweifelt versuchte, die
Frösche zu vertreiben, verwandelte er sich allmählich selbst. Zuerst
schrumpfte er ein ganzes Stück. Danach bekam er kleine Schwimmhäute
zwischen seinen Fingern und wurde plötzlich ganz grün und konnte
nicht mehr sprechen. Und als er seinen übergroßen Mund öffnete um
nach Hilfe zu rufen, entfuhr im lediglich ein leises Quak.
Am
nächsten Morgen wurde der übriggebliebene Wanderer von einem sehr
alten Mann geweckt, der ihn fragte, was er denn hier mitten im
Reich der Frösche wolle. Der Wanderer blinzelte ein bisschen,
sah sich suchend um und erzählte dem Greis, dass er mit seinem
Freund hier Rast gemacht habe. „Und wo ist dein Freund jetzt?“, fragte ihn der alte Mann. Doch der Wanderer konnte nur stumm die
Schultern zucken, denn er wusste es selbst nicht. Er erzählte dem
alten Mann aber, was sich in der Nacht zuvor alles zugetragen hatte.
Dieser lauschte den Erzählungen des Fremden und nickte stumm.
„Komm
mit!“, sagte der alte Mann, als der Wanderer fertig gesprochen hatte.
„Komm mit! Ich will dir etwas zeigen.“
Sie gingen zu einem
kleinen Häuschen, in dem sich nichts weiter befand, außer ein
Spiegel an der Wand und ein kleines Tischchen mit einer goldenen
Krone darauf. Der alte Mann stellte den Wanderer vor den Spiegel
und bat ihn, kurz zu warten. Dieser betrachtete sein Spiegelbild und
sah darin plötzlich auch seinen Gefährten von hinten auf sich
zukommen. Doch als er sich umdrehte, um ihn zu begrüßen, saß
da nur ein kleiner Frosch am Boden. Er blickte nochmal in den Spiegel
und sah wieder seinen Gefährten genau an der Stelle stehen, wo der
kleine Frosch am Boden saß.
Plötzlich erschien der alte Mann
wieder an der Tür und sprach zu ihm: „Die Menschen halten mich für
verrückt. Sie sagen, ich sei ein Zauberer, weil ich hier mit den
Fröschen lebe und mich um sie kümmere. Doch sie erkennen nicht,
dass das Geheimnis des Lebens in den Fröschen selbst liegt. So wie
dein Freund hier.“ Behutsam nahm er den kleinen Frosch auf die Hand
und sprach weiter: „Ich habe ihn nicht verzaubert. Er hat es selbst
getan. Er wollte die Frösche nicht wahrhaben. Er wollte sie
beseitigen mit Wut und Zorn, er hatte Angst vor ihnen, sie bereiteten
ihm Schmerz und Trauer. Und deswegen verwandelte er sich
schlussendlich selbst in einen von ihnen.“
Der alte Mann legte das Tier
in die Hände seines Gefährten, ging zu dem Tischchen und setzte dem
verdutzten Wanderer vorsichtig die Krone auf den Kopf. Bevor er
davonschritt, blickte er ein letztes Mal zu dem Frosch, der
verängstigt in den Händen seines Freundes saß. Er beugte sich
liebevoll zu ihm und flüsterte: „Bist du ein Frosch? Oder ein
König? Es ist deine Entscheidung. – Lebe dein Leben!“
Textcredit: .ZWISCHENPUNKT. | Jasmin El-Ashi-Pöstinger
Willst auch du der König in deinem Leben sein?
Die Grinberg Methode bietet dir einen Weg, aktiv und bewusst dein Leben zu gestalten. Erfahre mehr darüber, wie du über Körperarbeit lernen kannst, immer mehr der Mensch zu sein, der du wirklich bist, und dein Leben so zu leben, wie du es wirklich willst!
Wenn du mehr über mich erfahren willst, klicke auf das Foto!